Der kleine Kasper vom Giraffenhaus

Nach einem wahren Babyboom mit gleich drei Giraffen-Geburten im Jahr 2009 und darauf folgender einjähriger Babypause stakst ab sofort wieder ein Giraffenkind durchs Wilhelma-Gehege: der kleine Kasper, der am 21. Juli das Licht der Welt erblickte.





Ein hübscher Kerl ist Kasper mit seinen langen Beinen, dem schönen Fellmuster nach Netzgiraffenart, seinen schwarzen buschigen Hörnchen und großen, dunklen Augen mit langen Wimpern. Ganz die Mama eben. Und die heißt Kitale, ist zehn Jahre alt und kam erst 2009 aus Köln nach Stuttgart. Da ihre ebenfalls 2009 geborene Tochter Amelie leider mit nur sieben Monaten an einem Darmverschluss gestorben war, ist es umso erfreulicher, dass Kitale nun wieder ein Kalb geboren hat. Zumal sie als vorbildliche Mami gilt: Ihren Nachwuchs bewacht sie mit Argusaugen und müsste sie ihr Junges gegen einen Feind verteidigen, dann täte es sie mit fliegenden Hinterhufen und ohne Pardon. In den afrikanischen Savannen vermag eine Giraffe mit kräftigen Beintritten selbst Löwen, Leoparden und Hyänen in die Flucht zu schlagen. In der Wilhelma nehmen sich selbst die Tierpfleger vor einer Giraffenmutter in Acht, wenn sie ihr das tägliche Brot in Form von Luzerne, Heu, Laub und Gemüse in der Mutter-Kind-Box servieren. Doch keine Sorge: Die Besucher, die Kitale und Kasper derzeit zwar noch nicht auf der großen Anlage, aber im Giraffenhaus oder Vorgehege bewundern können, können den Giraffen ohnehin nicht zu nahe kommen. Und wer überdies von sich aus respektvoll ein wenig Abstand hält, hilft mit, dass sie Giraffenmutter gar nicht erst in nervöse Alarmbereitschaft versetzt wird. Kasper ist übrigens bereits das vierte Kind von Kitale, aber das erste, das sie gemeinsam mit dem Wilhelma-Zuchtbullen Hanck zeugte.

Wie alle kleine Giraffen kam auch Kasper im gebremsten freien Fall aus zwei Metern Höhe zur Welt, denn Giraffen gebären ihre Jungen nach 14 bis 15 Monaten Tragzeit im Stehen. Kein Problem für die langbeinigen Afrikaner, die solche extremen Fälle stets schadlos überstehen  – zumal die Tierpfleger den Giraffen-Kreißsaal mit Stroh immer gut auspolstern. Da Kasper beschlossen hatte, pünktlich zum Dienstbeginn der Tierpfleger anzukommen, konnten diese das faszinierende Ereignis live mitverfolgen. Bereits 30 Minuten nach der Geburt stand Klein-Kasper auf seinen noch wackligen Stelzen und drängte zur Milchquelle. Dieses Tempo behalten die Jungtiere auch beim Wachstum bei: Bei der Geburt sind sie rund 60 Kilogramm schwer und etwa 1,70 Meter groß – was auch schon kein Pappenstiel ist – und gleich im ersten Jahr legen sie einen weiteren Meter an Höhe zu. In der Wildnis ein wichtiger Überlebensfaktor: Denn mit jedem Zentimeter wachsen dort die Chancen, nicht im Rachen eines hungrigen Raubtieres zu enden. Trotzdem erreichen wegen Beutegreifern, Krankheiten und Co rund 50 bis 75 Prozent der Junggiraffen nicht einmal das erste Lebensjahr.

Vor Raubtieren braucht sich Kasper in der Wilhelma nicht zu fürchten. Und falls ihm ohne die Gefahren und Abenteuer einer echten afrikanischen Savanne sogar etwas langweilig werden sollte: Wer weiß, vielleicht bekommt er ja bald einen Spielgefährten ...



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